
Andrea Appiani malte den großen Napoleon (ca. 1805) als König von Italien und vereinte römische (Lorbeerkranz) und mittelalterliche Symbole der Macht.
Hier sehen wir Napoleon bereits als König, der seine Rolle als General der Republik hinter sich gelassen hat. Dieses Werk wurde, wie man vermutet, um 1805 von Andrea Appiani geschaffen, als der Korsikaner die Macht in Italien übernahm. Das Ölgemälde befindet sich heute im Napoleonischen Museum (Musée Napoléonien) auf der Île d’Aix. Aber was ist ein solches Bild? Es ist ein Beweis für Macht, aber auch eine Konstruktion dieser Macht selbst. Napoleon trägt alte und neue Symbole— er trägt den Lorbeerkranz der römischen Kaiser und legt gleichzeitig seine Hand auf die eiserne Krone der Lombardei, wie ein neuer Karl der Große. Die Kunst wird hier zur Dienerin der Politik, und Appiani, der Maler, vermittelt die Idee des Herrschers. Und diese Idee… wie viele Kriege hat sie ausgelöst, wie viel Blut hat sie vergossen. Wenn ich darüber nachdenke, wird meine Seele manchmal schwer.
Die Inszenierung der Macht
Jedes königliche Bild ist eine Art Inszenierung. Der Maler komponiert das, was der Betrachter sehen soll, und vor allem das, was er glauben soll, und geht über die bloße Darstellung des Sichtbaren hinaus. Appiani war darin äußerst geschickt.
Der Unerreichbare Blick
Zuerst der Blick. Wohin schaut Napoleon? Sein Blick richtet sich über uns hinweg, vielleicht in eine ungewisse Zukunft oder auf das Schicksal, das er selbst zu bringen glaubte. Es ist ein fast kalter Blick, voller Selbstvertrauen, aber auch mit einer gewissen Melancholie, wie bei jenen Männern, die Großes erreichen, aber das Gewicht der Geschichte, das sie tragen, kennen. Es gibt nur die absolute Gewissheit des Mannes, der sich selbst überzeugt, dass die Gesetze und die Götter auf seiner Seite sind. Diese Gewissheit, die fast eine Hybris ist, zeigt sich in seiner Körperhaltung und im Schweigen seiner Lippen.
Gold und Eisen
Dann die Symbole. Diese Kleidung ist ein schwerer, fast purpurner Mantel, verziert mit Gold und Orden. Die weiße Spitze um den Hals zeigt den Stil der Zeit, während das Gesamtbild ein Gefühl von Reichtum und Macht vermittelt. Und natürlich die Kronen. Der Lorbeerkranz auf seinem Kopf erinnert an das Rom Caesars— Napoleon als neuer Augustus. Doch seine rechte Hand ruht auf der anderen Krone, der alten, der eisernen Krone der Lombardei. Diese Krone erzählt eine andere Geschichte. Sie erzählt die Geschichte der gotischen Könige, der Langobarden und sogar von Karl dem Großen. Napoleon will römischer Kaiser sein und gleichzeitig Nachfolger der mittelalterlichen Herrscher Europas. Er verbindet alles, er vereinnahmt alles. Appiani malte all dies, weil es so erscheinen sollte. Die Kunst als Propaganda, ein altes Konzept, und immer dasselbe.

