Giuseppe Abbati, „Das Gebet“ (Rede)

Das Gemälde &Quot;Das Gebet&Quot; (1866) Von Giuseppe Abbati. Eine Frau Liest In Einer Kirche.

„Das Gebet“ (Oration, 1866) von Giuseppe Abbati. Das Werk, das im Palazzo Pitti ausgestellt ist, ist ein herausragendes Beispiel des Stils der Macchiaioli.

 

Oftmals ist unser Ziel, die Dinge zu erfassen, die das Licht beleuchtet, und dabei das Licht selbst zu übertreffen. In diesem Gemälde, das Giuseppe Abbati im Jahr 1866 geschaffen hat, geschieht jedoch etwas anderes. Das Werk, das den Titel „Das Gebet“ (oder Oration) trägt, ist eine Ölmalerei auf Leinwand (57 mal 42 Zentimeter), die sich heute in der Galleria d’Arte Moderna im Palazzo Pitti in Florenz befindet. Es thematisiert die Stille und das Licht, das diese Stille formt, und geht über die Darstellung der Frau hinaus, die in einem heiligen Raum sitzt. Die Frau liest ein Buch, möglicherweise Gebete, und ihr Gesicht ist gesenkt. Ihre Kleidung – ein großer grauer Mantel und ein schwarzes Tuch – wirkt schwer, während sie fast wie eine Statue sitzt. In der Dunkelheit steht ein unklarer Mann. Alles ist in Stille gehüllt, abgesehen von dem Lichtstrahl von rechts, der die Haut der Frau, die Falten ihres Kleides und das kleine Buch enthüllt. Die Natur dieses Buches sollten wir als handgefertigtes Objekt betrachten – als historisches Dokument – und nicht nur als religiöses Symbol.

 

Die Komposition der Szene: Licht und Schatten

Licht als aktives Element

Das Licht hier ist natürlich und übersteigt die göttliche oder mystische Dimension, die man bei Caravaggio erwarten würde. Es ist hartes, natürliches Licht, das möglicherweise von einem hohen Fenster fällt. Abbati, als Mitglied der Macchiaioli, beschäftigt sich mit visuellen Formen und geht über die Diskussion von Seelen hinaus. Dieses Licht schafft die Dinge. Die rechte Wange der Frau wird erleuchtet, während die linke in tiefen Schatten bleibt – und diese Teilung, dieser Schnitt, ist das Zentrum des Gemäldes. Das Buch, das sie in den Händen hält, erscheint fast weiß und reflektiert das schwarze Gewand, und dieses Licht ist da, um die Oberfläche der Seite zu zeigen, ohne dass wir die Buchstaben lesen müssen. Diese Lektüre ist ein innerer Akt, während die Malerei ein äußerer Akt ist. Dieses Licht zeigt nur die äußere Oberfläche.

 

Die Mehrdeutigkeit des Schattens

Und dann der Schatten. Was macht der Mann im Hintergrund? Das wird oft gefragt. Mir scheint, dass er nichts tut. Er steht einfach da. Der Maler hat ihn als Kontrast zur strahlenden Gestalt der Frau verwendet, als lebendige Schattenfigur, um die Tiefe des Raumes zu messen. Die Szene fokussiert sich auf etwas jenseits der Dramaturgie und vermeidet die Suche nach einer Liebes- oder Gefahrengeschichte. Abbati malte Lichtmomente und überstieg die einfache Erzählung von Geschichten. Dieser Mann ist Teil der Architektur des Heiligen, wie die Säule rechts, wie die dunkle Ecke. Seine Präsenz ist schwer, aber gleichgültig. Vielleicht ist diese Gleichgültigkeit das erschreckendste von allem.

Und die Frau? Die Körperhaltung, das Gewicht des Kleides – dieser graue Stoff, den Abbati so sorgfältig in den Falten gemalt hat – scheint sie fast zu fangen, wie eine schwere bronzene Schale, und der schwarze Umhang trennt sie von ihrer Umgebung, abgesehen von der strahlenden Linie des weißen Futterstoffs oder des Unterkleids. All dies betrifft das Gewicht. Das Gewicht der Kleidung, das Gewicht der Stille, das Gewicht des Lesens im heiligen Raum. Das Lesen kann natürlich eine Flucht sein, aber hier ist es ein Akt der Konzentration, fast eine Anstrengung. Das Buch ist klein, die Hände drücken es.

Unten bei den Füßen, auf dem Boden, sehen wir einige verstreute Blumen. Überreste eines Festes? Oder Symbole des Verfalls? Schwer zu sagen. Der Abbati macht die Symbole selten klar. Diese Blumen sind nur Farbe auf dem kalten Boden. Nichts weiter.

Nahaufnahme Des Gesichts Der Frau, Die Das Gebetbuch Im Gemälde Von Abbati Liest.